Ausstellung in der GALERIE FRANK Wien
Sparefroh und Weltspartag. Unzählige Österreicher und Österreicherinnen erinnern sich an die Werbung der Sparkassen, doch kaum einer kennt den Grafiker dahinter, Heinz Traimer. Traimer wurde am
30. September 1921 im Schulhaus zu Schondorf am Ammersee in Bayern / Deutschland geboren.
Die historische Sparkassenwerbung in Österreich mit ihren beliebten und ikonischen Motiven wurde großteils von Traimer (1921-2002) gestaltet. Einige dieser Plakate haben der Sparkassenverlag und
die Erste Stiftung ebenfalls in ihrer Sammlung. Sie sind neben den Bankhäusern selbst die wichtigste bildliche kulturhistorische Quelle zur Geschichte der Erste Bank und Sparkasse /
Zentralsparkasse der Gemeinde Wien und den Sparkassen im Zeitraum von 1954 bis 1980.
Plakate und Grafiken aus der Sammlung Traimer werden nun anlässlich des 100. Geburtstages des Grafikers Heinz Traimer in der Galerie Frank Wien gezeigt. Wir laden herzlich ein:
GALERIE FRANK
Himmelpfortgasse 12
1010 Wien
Dauer:
30. September bis 05. Oktober 2021
Täglich von 12-18 Uhr
Eintritt frei!
Die Ausstellung wird unterstützt von ERSTE BANK SPARKASSE und Vermehrt Schönes!
Sparefroh und Weltspartag. Unzählige Österreicher und Österreicherinnen erinnern sich an die Werbung der Sparkassen, doch kaum einer kennt den Grafiker dahinter, Heinz Traimer. Traimer wurde am
30. September 1921 im Schulhaus zu Schondorf am Ammersee in Bayern / Deutschland geboren.
Einige dieser Plakate haben der Sparkassenverlag und die Erste Stiftung ebenfalls in ihrer Sammlung. Sie
sind neben den Bankhäusern selbst die wichtigste bildliche kulturhistorische Quelle zur Geschichte der Erste Bank und Sparkasse / Zentralsparkasse der Gemeinde Wien und den Sparkassen im Zeitraum
von 1954 bis 1980.
Heinz Traimer
Sportler, Kriegsgefangener, Kinderlähmung - Neue Wege
Bereits in der Schulzeit zeigte der bayerische Gebrauchsgrafiker Heinz Traimer (1921-2002) zeichnerisches Talent. So entwarf er für einen örtlichen Bäcker neue Verpackungen. Der Klavierspieler,
ausgesprochene Sportler und angehende Medizinstudent wurde im Krieg als Funker eingezogen und kehrte 1945 mit einer Kinderlähmung aus der russischen Kriegsgefangenschaft zurück. Nun musste
Traimer mühsam in das Leben zurückfinden und bewarb sich 1948 mit mehr als Tausend anderen Bewerbern um einen der 12 Plätze an der hoch angesehenen „Akademie für das Grafische Gewerbe –
Meisterschule für Deutschlands Buchdrucker“ (1949-1952) in München, wo er auch angenommen wurde.
Nicht leicht gestaltet es sich, die ersten Jahre des Grafikers nachzuvollziehen. Er arbeitete wohl teils freischaffend und teils angestellt in Münchner Werbeateliers wo er erste Plakate und
Prospekte für deutsche Sparkassen entwarf.
Verliebt in Österreich
Auf Sommerfrische 1954 am Millstätter See (Österreich) lernte er seine Ehefrau Gertraude kennen. In der Wirtschaftsjuristin aus Wien fand er eine geniale Partnerin die ihn bis zu ihrem frühen Tod
(1979) betriebswirtschaftlich unterstützte. In Wien fand er eine Anstellung als Atelierleiter in der großen Agentur „Koszler“, wollte sich künstlerisch aber nicht unterordnen und verließ bereits
nach einem Jahr das Atelier. Vor Oktober 1955 entstand ein Kontakt zur Werbeabteilung der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien und dem Sparkassen-Verlag,
Es entstand das erste nachweisbare und weitverbreitete Weltspartags-Plakat mit dem sinnigen Titel anlässlich des Staatsvertrages: „Sparen - frei sein!“.
Mit seiner Frau machte er sich selbständig und gründete eine der ersten österreichischen Siebdruckereien, die „Kahlenberg-Graphik“ die sich zu einem sehr florierenden Betrieb mit mehreren
Angestellten entwickelte. Hier war nun professionelles Werbetexten, künstlerisches Arbeiten mit dem technischen Wissen um die Machbarkeit und die Kostenplanung perfekt in einer Hand
vereint.
Humor statt Verarmungsangst
Der lebensfrohe Grafiker und Werbetexter war zunächst erstaunt über die bisweilen düstere Sparwerbung in Österreich, die hungernde Kinder und Schreckensszenarien aller Art zeigte, da sich die
Dargestellten keine Ersparnisse angelegt hatten. Nach zwei Weltkriegen und Inflationen, sowie der erst kurzen Souveränität des Landes hatte man weder Lust noch Reserven zum Sparen. Erschwert
wurde die Werbetätigkeit der Banken aufgrund von Gesetzen, die Bankwerbung als sittenwidrig ansahen. Traimer war auch für die Schaufenster-Gestaltung zuständig.
Leuchtende Farben, humorige Themen ersetzen nun den "Schrecken" des Sparzwanges. Besonders Kinder und Jugendliche wurden dazu animiert, ihr Geld in die Bank zu tragen, deren Eltern sollten ihnen
folgen. Der humorvolle Zugang zur Sparkassenwerbung war eine Brücke, Traimer blies deswegen starker Gegenwind entgegen. Die Stuttgarter Sparkassen-Zeichenfigur „Sparefroh“ wird auch unter Traimer
modifiziert und im Laufe der Jahre heimliches Markenzeichen der Sparkassen.
Sparkassen im Auftrag der Allgemeinheit
Von Seiten der Politik ist die Sparerziehung ein ganz großes Thema, bereits im Kindergarten wird gespart.
Überhaupt sehen sich die Sparkassen als Institute, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung tragen und neben Benimm-Büchern, Haushaltskursen,
Sport- und Kunst-Sponsoring, Finanzierung öffentlicher Projekte und Geldvorsorge auch Kunden vor unnötigen Geldausgaben bewahren wollen.
Weltspartags-Wahnsinn 1960
Aufregung herrschte jedes Jahr um den Weltspartag herum. Anfänglich von den anderen Banken belächelt, wurden später an diesem Tag Milliarden Schilling eingenommen, die teilweise mit Schubkarren
abtransportiert werden mussten. Der Weltspartag war unbestrittener Werbe-Höhepunkt des Jahres, drei Plakatlinien, eines für Kinder, eines für die reifere Jugend und eines für die Erwachsenen.
Geworben wurde in Schulen, Rathäusern, Bussen, Bahnen, Plakatflächen, Radio, Fernsehen, Kino, Klubhäusern, Zeitungen und Magazinen. Bundespräsidenten, Wirtschaftsminister und Bürgermeister
hielten Reden, Kinder gingen als Sparefroh verkleidet mit einer Weltspartagsfahne durch die Orte zur Bank. Es gab kaum ein Entkommen.
Comeback
1970 erklärten die immer größer gewordenen Werbeabteilungen der Sparkassen Traimer für nicht mehr zeitgemäß. Traimer musste sich der Werbeabteilung der Sparkassen beugen und deren sehr explizite
Vorstellungen umsetzen, welche darin bestand, dass er fortan fast ausschließlich fotografisch arbeiten sollte. Es sollten nun alles "jünger und mehr sexy“, natürlich durfte auch Luxus und
Lifestyle nicht fehlen. Der Grafiker wusste aber, dass junge Frauen und Männer damals eben in der Regel keine Kreditkarte haben konnten und zuviel "Imagewerbung" einfach von dem abstrakten
Produkt rund um das komplizierte Thema Geld ablenkt. Er konnte und wollte diese Themen nicht so umsetzen und wandte sich zunehmend anderen Auftraggebern zu. Die eingeführte Banalität der Motive
beziehungsweise Verwirrung der Kunden durch die schöne „Imagewerbung“ und nicht immer passende Werbetexte zeigten bei den Banken aber nicht den gewünschten Erfolg, man verlor Kunden und auch die
Einlagen wuchsen nicht mehr wie bisher. So wandte man sich ab 1976 wieder an den erfolgreichen Grafiker der nun völlig freie Hand bekam um die KundInnen zurückzugewinnen.
1976 erhielt er für den messbaren Erfolg den Staatspreis für Werbung und auch die Zentralsparkasse war wieder ein großes Thema.
Ein Schicksalsschlag läutet das berufliche Ende ein
Bis zum Tod seiner Frau 1979 entwarf er geradezu ausufernd Plakate, nun auch für die Themen Kreditaufnahme und Finanzierung. Nach 1980 war er noch 10 Jahre lang mit kleineren grafischen Arbeiten
für die Sparkassen tätig. Es war aber nun auch eine Zeit gekommen, in der mit ersten PCs die Firmen ihre eigenen Layouts kostengünstig selbst entwarfen. Die grafischen Resultate aus diesen
Selbstversuchen sind oftmals nahe der optischen Schmerzgrenze. Grafiker wie Traimer, die noch auf einen Schlag vom Budget, über Entwurf, Text und technische Umsetzbarkeit alles in einer Hand
machen konnten waren nun obsolet, oder wurden durch ein ganzes kostenintensives Team an Angestellten ersetzt. Was bleibt ist die Plakat-Kunst, die heute wieder Hunderttausende begeistert und von
der großen Qualität des Gebrauchsgrafikers zeugt.
Ist ein Plakat auch Kunst?
1949 brachte Donnhofer recht prägnant das Verhältnis von Kunst und Gebrauchsgrafik (Plakat) auf den Punkt: „Ich habe noch keinen Kaufmann oder Industriellen gesehen, der seine Werbeplakate – und
wären dieselben von den namhaftesten Künstlern – eingerahmt im Schlafzimmer oder im Salon aufgehängt hat. Hingegen habe ich schon sehr mittelmäßige Gemälde, Plastiken und Nippessachen in den
Räumen jener Leute gefunden, die künstlerisch weit weniger beanspruchen, als es das Durchschnittsplakat bietet.“
Quelle: Wilhelm Donnhofer, Plakate, Wien 1949.
Der Nachlass
In der privaten Sammlung Traimer befinden sich mehr als 300 verschiedene Plakatmotive und knapp 2500 grafische Werke des Grafikers. Das MAK Wien, die ALBERTINA, die WIENBIBLIOTHEK und die ERSTE
STIFTUNG, sowie der SPARKASSENVERLAG besitzen ebenfalls Plakate in Ihren Sammlungen.
Internet: www.traimer.at
Mit freundlicher Unterstützung von
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ERSTE BANK SPARKASSE und Vermehrt Schönes!
GALERIE KRINZINGER WIEN ANGOLO N°22