Ein Einblick in die Teenager-Welt der 1950er Jahre
Auf eine recht humorvolle Weise, gar ironisch, weist das als Probedruck erhaltene Plakat für die Jugendsparwoche der Sparkasse (1957) „Wirf nicht dein Geld hinaus – gib es bedachtsam aus“ (Abb. 12) ebenfalls auf die Lebenswirklichkeit der „Teenager“ hin.
Diese geben gerne ihr Geld für Freizeitaktivitäten her. Die Grafik ist in Pastelltönen gestaltet und zeigt vier kleine Szenen.
Wieder sind einzelne Partien, wie bei Heinz Traimer des Öfteren vorkommend, pastos gestaltet. So sind beispielsweise Gesichter, Bücher und Textilien farblich hervorgehoben.
Geldverschwendung: Jukebox, Schundromane, Kino und Rock`n Roll
In Szene 1 befindet sich ein junges Paar an einer „Jukebox“, doch deren Betrieb kostet Geld.
Rechts daneben wird Einblick in ein Klassenzimmer gewährt. Ungehörigerweise liest einer der Schüler gerade einen „Schundroman“, womit das Drama seinen Lauf nehmen kann und der Sünder vielleicht zu einem Müßiggänger wird.
Die untere Bildhälfte zeigt links ausgelassene Teenager beim „Rock` n Roll und gemahnt zum Alkoholverzicht.
Ein Kinobesuch scheint weitere Geldverschwendung zu sein, da der Einzige, der davon profitiert, der Filmstar zu sein scheint.
Einfache aber effektvolle Umsetzung
Traimer gelang es, die Thematik mit sehr reduzierten, fast schon skizzenhaften (Schüler im Hintergrund des heimlich Lesenden) Momenten und sparsamer Farbverwendung zielgruppenbestimmt und zeitgemäß umzusetzen.
Sparerziehung - eine Angelegenheit der Sparkassen
Im Vergleich zu später entstandenen Plakaten wird hier die Jugend noch klar instruiert, wie sie zu Leben habe. Erwachsene geben vor, was ein anständiger Lebenswandel sei. Die Angesprochenen werden belehrt, indem Negatives besonders betont wird.
Die Sparkasse hatte als öffentliche Institution (Gemeinde-Bank) in jenen Jahren noch einen starken politisch geprägten Hintergrund, was wohl in einem Plakat Traimers „Staat – Währung – Sparkasse. Ein guter Dreiklang“[1] von 1963 besonders verdeutlicht wird.
Kunst im Sparkassenplakat
Die Betonung einzelner Flächen innerhalb einer Zeichnung kommt in den endenden 1940er und beginnenden 1950er Jahren häufiger vor, wie es ein Gips-Schnitt (Abb. 106) von Georges Braque (1882-1963)[2] oder das 1950 entstandene Plakat (Abb. 107) von Josef Müller-Brockmann zeigen.
[1] Plakat in der Sammlung Traimer.
[2]Lexikon-Eintrag in: Altmann (Hg.) 2004, S. 82.