Staatspreis für Werbung 1976

Bankwerbung erstmals seit neun Jahren wieder mit Humor und Zeichnung


national prize for advertising 1976. poster by heinz traimer
Staatspreis 1976. Plakat von Heinz Traimer. Die Sparkasse weiß immer einen Weg.

1976 - Traimers allumfassende Werbekampagne (Radio, TV, Presse, Plakat)

 

Für die Sparkassen entwarf Heinz Traimer für das Werbejahr 1976 eine allumfassende Kampagne (Plakat, Zeitung, Magazin, TV- und Rundfunk, Kino).

 

Misserfolge der Werbeabteilung des Sparkassenverlages - die Chance für Traimer

 

Vorausgegangen war die Feststellung der Sparkassen, dass es viele neue Kunden gab, die nicht genügend über die Funktion eines Girokontos Bescheid wussten und das dadurch hohe betriebliche Kosten entstanden, die eigentlich dank der Automatisierung hätten eingespart werden sollen. Indirekt sagt die Sparkassen-Werbeabteilung damit aber auch aus, dass die Werbung der letzten Jahre (Image statt Produkt) am Kunden vorbei geplant war.

 

Die Zeichnung ist zurück - prägnant, unterhaltsam und schnell auffassbar 

 

In der 1976er Sparkassen-Linie, bei der er wohl erstmals seit Jahren recht frei von grafischen Vorgaben arbeiten konnte, kehrt Traimer sofort wieder zur Zeichnung zurück. Erste, verworfene Entwürfe zeigen sehr reduzierte Grafiken, die ausschließlich mit Umrissen und der Hervorhebung des S-Logos arbeiten. Für den Plakatentwurf „PKS-Sparen“ (Abb. 360) wählte Traimer eine Frau mit einer 70er Jahre Frisur (wallendes, volles Haar), die ihr Kleid leicht anhebt, um in der dabei entstandenen Mulde einen „Geldregen“ (Münzen) aufzufangen. Dieser Entwurf, ganz im Sinne Traimers, wäre nicht nur besonders ästhetisch sondern einmal mehr von einem narrativen Charakter gewesen.

Die umgesetzten Plakate fielen allerdings nicht so schlicht aus. Aber auch hier präsentiert ein weißer (sauberer) Hintergrund eine „Dienstleistung“. Traimer arbeitet die Bankformulare gekonnt in seine Personendarstellungen (Abb. 211, 212) ein.

Ein lieblicher und humorvoller Charakter wie eine Sonne und Schmetterlinge dürfen aber weiterhin nicht in den Grafiken fehlen. Die meisten fotografischen Formulare sind so gefaltet, dass sie den Eindruck eines aufsteigenden Vogels erwecken. Damit wird ausgesagt, dass die Überweisungs- oder Sparsumme automatisch auf ein Konto „flattert“. Auf einer Fotografie ist zu erkennen, wie ein solcher „Zugvogel“ aus einem Computer herausfliegt. Die Wichtigkeit des Kontos für ein Bankhaus liegt darin, dass durch diese Dienstleistung einem Kunden weitere Geschäftsfelder (Aktien, Pfandbrief, Kredit) eröffnet werden können.

 

Staatspreis für Werbung 1976 - Sparkassenwerbung

 

Die Kampagne war ein großer Erfolg und übertraf die Erwartungen.[1] Die Sparkasse wandte sich daher an das Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie und erklärte, dass die Plakatserie neuesten werbepsychologischen Aspekten entspräche, schnell dem Institut zugeordnet werden könne sowie das Zielpublikum interessieren und begeistern würde.[2] Die Jury des Ministeriums legte folgende Kriterien für eine Preisvergabe vor:

 „ 1. Die eingereichte Werbeleistung muss in Inhalt und Aussage den Richtlinien der Internationalen Handelskammer (IHK) für die Lauterkeit der Werbung (Internationale Verhaltensregel für die Werbung) entsprechen.

2. Die Darstellung muss ergeben, dass die werbliche realisierte Lösung der der vorgegebenen Zielsetzung entspricht und diese vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht erfüllen konnte.

3. Eine Werbeleistung wird mit überdurchschnittlichem Niveau beurteilt, wenn sie in ethischer, künstlerischer, technischer, usw. Hinsicht als besonders hochstehend empfunden werden kann. 4. Beispielgebend ist eine Werbeleistung durch ihre Konzeption, das Zusammenspiel verschiedener Medien, durch langandauernd gepflegtes Werbeverhalten usw. […][3].

 

Trotz des Staatspreises - keine Ikone im Schaffen des Grafikers

 

Traimer bekam schließlich den Staatspreis verliehen. Kunsthistorisch betrachtet verdient diese Kampagne wohl kaum weitere Aufmerksamkeit. Interessanterweise erhielt das Österreichische Credit-Institut (ÖCI) im selben Jahr einen Anerkennungspreis. Die grafische Leistung der Mazakarini Werbeagentur bestand darin, Gemälde aus Museen zu reproduzieren und mit einem Werbespruch zu versehen (Abb. 361). Grund für die Preisvergabe war die Tatsache, dass diese Plakate allgemeine Kulturwerte ansprechen und als dekoratives Werbegeschenk (give-away) an Orten auftauchen würden, die man so bisher nicht erreicht hätte.[4]

 

Text: Matthias Bechtle, Wien 2012.



[1] Vgl. Bundesministerium für Handel, Gewerbe und Industrie und Österreichische Werbewissenschaftliche Gesellschaft (Hg.) 1976, S. 4-5.

[2] Vgl. ebenda S. 5.

[3]Ebenda, S. 2.

[4] Vgl. ebenda S. 3 und 12-13.

 


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