1959 erschien das Haushaltsbuch „Mein Hobby: Planen, einteilen, sparen“ (Abb. 141), die im Jahr 2005 in der Ausstellung: „Die Sinalco Epoche, Essen, Trinken, Konsumieren nach 1945“ im Wien Museum gezeigt wurde.
Es handelt sich hierbei um ein A5 Format. Vor einem grün und weiß gestreiften Hintergrund befindet sich an einer Tischplatte eine junge Frau, die ihren Kopf stützt. Auf dem Tisch liegt Geld, sowie ein Haushaltsbuch. Halbkreisförmig darum befinden sich Konsumgegenstände wie Mixer, Telefon, Kleidung Blumen, Nahrungsmittel und Rechnungen. Diese Gegenstände sind schnell skizziert und wenig ausdifferenziert wiedergegeben.
Nur einzelne Partien werden farblich hervorgehoben. Kennzeichnend für Traimer sind die pastos dahin geworfenen Malflächen, die zum Beispiel das Kleid oder Bügeleisen nicht ausfüllen, aber eine gewisse Räumlichkeit verleihen.
Die Innengestaltung beschränkt sich auf einige Darstellungen von Lebensmitteln. Eine bemerkenswerte Grafik (Abb. 142), die den Teil zur Vorbereitung der Weihnachtsfeiertage illustriert, zeigt eine Kleinstadtszenerie im Winter. Hinter einem Maroni-Verkaufsstand stehen Passanten vor einer Geschäftshausfassade.
Die farbliche Gestaltung fällt äußerst sparsam aus. Bräunlich, grüne und schwarzweiße Töne reichen dem Grafiker hierbei aus. Für Traimer ungewöhnlich sind die teilweise sehr schwungvoll gemalten Flächen.
Insgesamt erweckt die Grafik eher den Eindruck einer Modezeichnung, betrachtet man die eleganten Gewänder der Damen. Männer dienen hier nur als Staffage, wie der Begleiter einer Modehausbesucherin und der (italienische?) Eisverkäufer verdeutlichen.
Traimer gibt sich hier ganz seinen Vorstellungen von jungen, attraktiven und modischen Frauen hin.
Inspirationen für die Kleidung dürfte sich Traimer nicht nur vor Ort geholt haben, sondern auch aus dem „Gebrauchsgraphik“-Magazin. In der Juni-Ausgabe 1957 wurden Modezeich-nungen (Abb. 143-145) des französischen Haute-Couture-Grafikers René Gruau (*1909) veröffentlicht. Gruau nutzt für seine Illustration häufig eine markante Umrisslinie, um die Silhouette besonders zu betonen. Ob sich die Frauen der Mittelschicht, zu deren vornehmlichen Kreisen die Kunden der Sparkassen gehörten, hier wiedererkannt haben, mag bezweifelt werden. Jedenfalls sollte die Haushaltsbuch-Grafik wohl zum Sparen anregen, um anschließend an Weihnachten die schönen Geschenke kaufen zu können. Für junge Frauen wird die Grafik sicher viel Platz zum Träumen geboten haben.
Text: Matthias Bechtle, Wien 2012.
[1]Hierzu sei der Ausstellungskatalog empfohlen: Breuss Susanne/Wienmuseum (Hg.), Die Sinalco Epoche - Essen, trinken und konsumieren nach 1945, Wien 2005.
[2] Vgl. Biographie von René Gruau in der französischen Wikipedia: http://fr.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Gruau 2012.