Einziges Tourismusplakat von Heinz Traimer
Ein weiterer Entwurf, welcher in der Münchener Ausbildungszeit entstanden sein muss, ist der Tourismus-Plakatentwurf „besucht München“ (Abb. 6, 7) für eine Münchener Tourismuswerbung.
Eine kleine Skizze (Abb. 8) hierzu hat sich ebenfalls erhalten.
Münchener Sehenswürdigkeiten
Der Grafikhintergrund ist grau, darauf befinden sich abstrahierte Münchener Gebäude. Der Obelisk am Königsplatz befindet sich mittig an der linken Seite, das Rathaus in der Mitte der rechten Seite, die Propyläen sind am rechten unteren Eck zu sehen. Die Frauenkirche dominiert durch ihr Licht- und Schattenspiel nicht nur das linke untere Eck, sondern die ganze Grafik. Die bayerische Staatsoper ist in der oberen linken Hälfte dargestellt. Der Monopteros des Englischen Gartens befindet sich am linken Bildrand im oberen Drittel, zwischen Rand und Obelisk.
Stark abstrahierte Gebäude und Szenen
Die Sehenswürdigkeiten sind stark vereinfacht dargestellt und dreidimensional gezeichnet. Sie werden verbunden durch Straßenzüge. Darauf befinden sich eine Straßenbahn, Passanten und ein Auto mit Besuchern, die einen Stadtplan (?) in ihren Händen halten.
Traimer liefert eine moderne Version der Tourismusplakate im Vergleich
Als Vergleich kann hier ein weiteres Tourismusplakat (Abb. in der Diplomarbeit) von Eugen M. Cordier, einem Gebrauchsgrafiker um 1953 dienen. Es liegt nahe, dass Cordier und Traimer zumindest kurz von Eduard Ege geprägt waren und diese Bildaufgabe in der Akademie gestellt wurde. Traimers Plakat wird aber vor 1952 entstanden sein, da er zu jenem Zeitpunkt die Ausbildung abschloss.
Cordiers Plakat zeigt auf einem hellblauen Hintergrund in recht dominanter Art einen der Kirchtürme der Theatinerkirche in der rechten Bildhälfte. Am unteren Bildrand zeichnet sich die Stadtsilhouette mit bekannten Bauwerken ab. Im oberen Bereich steht in weißen Lettern „MÜNCHEN“. Weiße Vögel fliegen am Himmel. Die Farbigkeit der Gebäude sowie einzeln ausgearbeitete Details, aber auch wiederum Schatten, der nicht differenziert ist, prägen hier wie dort das Motiv. Cordiers Entwurf jedoch ist von einer gewissen Monumentalität, während Traimer noch einen narrativen Charakter einbringt und die Sehenswürdigkeiten über das gesamte Plakat anordnet. Auch bei den Gebäuden zeigt sich bei diesem Grafiker eher ein Realismus als bei Traimer, der hier gerne Architektur deformiert darstellt.
Text: Matthias Bechtle, Wien 2012.